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Ich möchte mir nicht anmaßen zu behaupten, dass ich großes künstlerisches Talent besitze – dafür aber eine
umso größere Begeisterung und Leidenschaft für das Zeichnen und Malen. Schon von frühester Kindheit an galt mein starkes
Interesse der Natur, den Tieren, Pflanzen und Menschen. Wahrscheinlich war dies die Grundlage dafür, dass ich mir im Laufe
der Jahre eine "besondere Art des Sehens" erarbeiten bzw. entwickeln konnte.
Ein gewisses analytisches Stadium des Sehens – welches mir glücklicherweise ermöglicht, die mannigfaltigen Form- und
Farbenspiele unserer so kontrastreichen Umwelt mit anderen Augen wahrzunehmen ... – nicht die lebenswichtige Beziehung zu
ihr zu verlieren. Schließlich ist die Natur trotz ihrer gnadenlosen Vergänglichkeit und aller neuzeitlichen Gegensätze unsere
kostbarste Lebensgrundlage. Sie bestimmt unseren Weg. Ohne sie ist der Mensch in seiner gesamten physischen sowie psychischen
Existenz undenkbar. – Und genau um diese lapidare, großartige Trivialität ringe ich in meinem gesamten künstlerischen Schaffen.
Im lebendigen Prozess meiner ganz persönlichen Auseinandersetzung mit unserer "so gewöhnlichen" Umwelt – der aufregenden
Natur in all ihrer erdrückenden Schönheit.
Wieviele abertausende, täglich neue – flüchtige Massenbilder der heutigen visuellen "Medienrealitätswelt" lenken bereits
unsere Sinne erfolgreich von dieser eigentlichen Kraft der Natur ab?!
Kein Zweifel, die wachsende allgemeine Geschwindigkeit unserer modernen Zeit – mit ihrem Drang zur Oberflächlichkeit –
verschont auch mich nicht. Warum sollte ich es leugnen? – Aber zumindest versuche ich dieses Tempo nicht zu tief in mein
Bewusstsein eindringen zu lassen. Will mich nicht von ihm steuern lassen. Leiste mir unmoderne Lebensmomente. Will verhindern,
dass das immer schneller rotierende Karusell einer fragwürdigen Scheinwelt Stück für Stück mehr Besitz von mir ergreift – von
meiner nächsten Umgebung – meinem innersten Bewusstsein – meinen Gedanken ...
Die wirkungsvollste Energie dafür wohnt nach meiner Überzeugung einzig in der unermesslichen Schönheit und Komplexität von Natur,
Tier, Mensch sowie Landschaft. Sie ermöglicht den ungebrochenen Willen zur Neugierde des Entdeckens – des Sehens, was so nah vor
dir liegt. Kein langes Suchen ist dafür aufzubringen. Keine Summe zu investieren, keine körperliche Anstrengung. – Allein etwas
Zeit, Besinnung, Ruhe ... Allein der Gebrauch unserer natürlichsten Sinnesorgane. Deutlich kann man ihre Stimmen vernehmen – sie
"schreien" regelrecht nach Wahrnehmung! Überall kann man sie einsetzen, um diesen Genuss zu spüren – den Genuss einmaliger
Schönheit ... um diese essentielle "Nahrung" in uns aufzunehmen, die uns die Natur bietet.
Du bist allgegenwärtig von ihrem Reichtum umgeben ... kannst jederzeit staunend vor ihr innehalten ... kannst ihr warmes Wesen
auf dich wirken lassen ... zu jeder Tageszeit einen anderen Gehalt in ihr erleben ... in jeglicher noch so erdenklichen Ausprägung
... um sie direkt in dich hinein strömen zu lassen – um deine Seele mit ihr auszufüllen ...
Hainichen, im Sommer 2002.
© 2006 Frank Schaal, Deutschland.
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